Dienstag, 17. August 2010

Kabale und Liebe I,4





Drameninterpretation
„Kabale und Liebe“ 1. Akt, 4. Szene



Liebe ist unumstritten eines der stärksten und schönsten Gefühle, doch es kann ebenso ein enorm scharf geschmiedetes, zweischneidiges Schwert sein. Sollte nämlich der allumfassenden Liebe etwas im Weg stehen, das sie behindert, gefährdet oder sogar zur Verdrängung zwingt, so trägt es unbeschreiblichen Schmerz mit sich, den man sich nur vorstellen kann, wenn man ihn selbst erlebt. Da das bürgerliche Trauerspiel in der Epoche des Sturm und Drang dazu benutzt wurde den Menschen die Vernunft und das Gefühl zu erziehen, indem sie Mitleid mit dem Helden in der Geschichte empfinden sollen, wird genau dies zur Thematik in dem wohl für diese Epoche wichtigsten Drama „Kabale und Liebe“. Hierbei wird die hoffnungslose Liebe zweier Personen geschildert, die durch die Gesellschaft zu schwerwiegenden Entscheidungen gezwungen werden und am Ende großes Leid erfahren. Der vorliegenden vierten Szene des ersten Aktes aus dem Drama „Kabale und Liebe“, verfasst von Friedrich Schiller, gehen drei Szenen voraus, bei der besonders die Exposition eine wichtige Rolle spielt. Hierbei wird die folgende Situation geschildert. Die Handlung spielt in einer deutschen Residenzstadt Ende des 18. Jahrhunderts. Ferdinand, Adliger und Sohn des Präsidenten liebt die bürgerliche Luise, Tochter des Musikus Miller und sie liebt ihn ebenfalls. Jedoch schenkt man ihnen keinen Segen, denn der Vater Luises ist alles andere als angetan von dieser Beziehung, dies äußert er direkt in der vorherigen Szene in einem Gespräch mit Luise. Er ist sich dem Ständeunterschied und der dadurch resultierenden Unmöglichkeit deren Liebe vollkommen bewusst und zweifelt zudem an der Aufrichtigkeit Ferdinands. Miller ist nicht gewillt seine Tochter Ferdinand zu überlassen, da er davon ausgeht sie wäre nur eine weitere Mätresse des Majors und dafür liebt er Luise zu sehr, als dass er dies würde zulassen können. So ist er fest entschlossen die Liaison seiner Tochter mit dem Major schnellstmöglich zu beenden. Ihre Mutter hingegen möchte durch die Eheschließung beider mehr Ansehen erlangen und verteidigt somit deren Beziehung. In der zweiten Szene des ersten Aktes wird der Sekretär des Präsidenten, Wurm, vorgestellt. Dieser äußert sein Interesse an Luise und betrachtet sich als ihr künftiger Bräutigam doch beide Elternteile hegen Zweifel, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, denn der Mutter schwebt eine Heirat in weit besserem Stande für Luise vor und der Vater verschweigt seine Gründe. Jedoch erfährt in dieser Szene Wurm von dem Verhältnis Luises mit Ferdinand, woraus sich, da er der Sekretär des Herzogs ist, ergeben könnte, dass dieser, nämlich Ferdinands Vater, auch davon erfährt. In der darauffolgenden Szene betritt Luise das Geschehen und redet mit ihrem Vater über ihre Liebe, vollkommen überwältigt und glücklich anfangs beginnt sie im Laufe des Gesprächs zu zweifeln und verbleibt nach der Szene mitgenommen und nachdenklich aufgrund der Gewissheit, die sie durch das Gespräch mit ihrem Vater erlangt hat. Sie ist vollkommen unentschlossen, denn was soll sie tun? Soll sie ihr bisheriges Leben, die Verbundenheit mit ihrem Vater und die bürgerliche Moral vollkommen außer Acht lassen um ihrem Herzen zu folgen? Oder soll sie, um dem inneren und äußeren Konflikten aus dem Weg zu gehen, ihrer Liebe entsagen?
Ferdinand der voller Übermut, beflügelt von der Liebe, zu seiner Geliebten eilt, findet sie zerstreut auf. Denn Luise, vorher ebenso ergriffen von ihren Gefühlen zu Ferdinand, wurde durch das Gespräch mit ihrem Vater etwas bewusst, dass sie in ihrem Inneren schon gewusst oder zumindest geahnt hatte. Ihr ist zu diesem Zeitpunkt bereits gewiss, das für Ferdinand und seine keine gemeinsame Zukunft vorgesehen möglich ist, doch es fällt ihr schwer eine konsequente Entscheidung zu treffen. Aus diesem Grund ist sie sehr verwirrt und uneins mit sich und ihren Gefühlen. Zu Beginn der Szene stürmt also Ferdinand, von Leidenschaft getrieben, auf Luise zu, welche matt vor ihm steht und sich zunächst auf einen Sessel setzt. Sie ist seelisch und körperlich deutlich mitgenommen von der Auseinandersetzung wenige Augenblicke zuvor. Entgegen Ferdinands schwärmerischer Wucht steht also Luises Irritation. Als sie ihn jedoch wahrnimmt „fällt [sie] ihm um den Hals“ (Z.5) und verdrängt ihren Kummer. Ferdinand erwidert mit impulsiven Ton, dass er nur gekommen sei um sie fröhlich aufzufinden, denn er stellt fest, dass sie etwas plagt. Zunächst negiert sie ihren Kummer und möchte weder sich noch Ferdinand damit belasten, doch Ferdinand drängt auf eine Antwort. Er ist stürmischer und impulsiver Natur, sogar in bedrängender Weise und repräsentiert mit dieser absoluten Liebe ganz und gar die Epoche des Sturm und Drang. In ihm finden sich dich für diese Zeit prägenden Merkmale in seiner Sprechweise, seinem Auftreten und seinen Charaktereigenschaften. Auf sein Drängen, gibt Luise nach, wenn auch zunächst zögerlich, doch dann nennt sie wehmütig den Kern ihres Kummers, den Standesunterschied zwischen den beiden und dessen Gefahr für die beiden, forciert durch den gesellschaftlichen Status Quo. Daraufhin ist Ferdinand verwirrt und reagiert emotional. Er kann nicht verstehen, wie seine Geliebte auf solche Gedanken kommen kann, da in seiner, zum Teil egozentrischen Liebesauffassung, nichts als die Liebe der beiden zählt. Er ist vollkommen eingenommen von seiner Art zu lieben und geht davon aus Luise müsse es ebenso praktizieren. Sie soll ebenso wie er in der Liebe aufgehen und nichts mehr zum Leben brauchen als dies. Desweiteren macht er ihr sogar Vorwürfe, dass sie die Zeit besser für ihn nutzen solle, als an solche Probleme zu denken. Ferdinand liebt auf eine totalitäre, allumfassende und exzentrische Art und Weise. Doch Luise lässt sich so einfach nicht beruhigen, denn sie spürt die Gefahr , spürt dass die Dissonanzen zwischen ihrem Stand, ihrer Familie und seinem Stand, seinem Vater , schwerwiegender sind als Ferdinand sie darstellt. Sie wirft ihm vor sie nur betören zu wollen und blockt ab. In dem Moment stellt sie sich wohl zum ersten Mal die Zukunft vor und beginnt einen Denkprozess, sichtbar an den vielen Parenthesen, die Luises nachdenkliche, zögerliche und zurückhaltend vernünftige Art aufzeigen. Als sie in diesem Prozess scheinbar zu einem Ergebnis kam, erschreckt sie sich. Denn sie erkennt all die Probleme die Ferdinand nicht sehen will. Sie sieht die Gefahr direkt vor sich, weiß, dass das gesellschaftliche Umfeld versuchen wird sie voneinander zu trennen. Als er Luise von Trennung sprechen hört, wirft ihn das vollkommen aus der Bahn, er springt auf und reagiert aufgeregt auf ihre „Ahn[...]ung“ (Z.31) und fragt, wer denn imstande sei das Verhältnis beider zu gefährden. Durch seine gehäuften rhetorischen Fragen wird deutlich, dass er sich seiner Sache vollkommen sicher ist. Ferdinand sieht keine Gefahren zwischen ihr und ihm, zumindest keine, die er, als der Major, nicht aus dem Weg räumen könnte. Es gibt nichts, dass seine Liebe würde gefährden können. Dabei geht er sogar so weit, dass er ihr beteuert sie mit allen Mitteln zu beschützen, denkt wirklich, dass er dazu fähig wäre. Es folgen eine Reihe wildester Versprechungen mithilfe von ausdrucksstarken Bildern. Er will sich zwischen sie „und das Schicksal werfen – empfangen für [sie] jede Wunde“(Z.45). Dadurch sollte sie so frei von Schwierigkeiten sein, dass sie „durchs Leben hüpfen“ (Z.48) könne. Hier wird sichtbar, dass Ferdinands Leichtigkeit schon an Naivität grenzt, denn seine Sprechweise mit den zahlreichen sprachlichen Bildern und den längeren Sprechanteilen lässt durchblicken wie unbeschwert er lebt und wie wenig Bedeutung er der gesamten Problematik beimisst. Dabei zeigen die große Anzahl an Metaphern, wie „Die Stürme des widrigen Schicksals“(Z.41) den Übermut Ferdinands. Außerdem merkt man hier deutlich, dass Ferdinand, im Gegensatz zu Luise, das Gespräch mit seinem Vater noch vor sich hat. Doch Luise lässt sich davon nicht in ihrem Kummer zügeln und die nonverbalen Angaben zeigen eine abweisende Geste, „in großer Bewegung“ (Z.51). Den Gesten Luises möchte ich an dieser Stelle eine weiterführende Bedeutung zuschreiben, da über den Verlauf des Gesprächs hinweg sie sich immer weiter von ihm entfernt hatte. Zuerst fiel sie ihm um den Hals, fasste dann nur noch seine Hand, ließ sie los und drückt ihn zu allerletzt von sich. Dies symbolisiert wie sie sich auch von ihren Gefühlen her immer weiter entfernten während dieser Auseinandersetzung. An dieser Stelle wird ihr bewusst wie leicht sie doch wieder schwach werden kann. Sie hat jetzt eindeutig genug gehört, denn sie spürt wie die sanften Hoffnungen Ferdinands ihr die klare Entscheidung, die sie zu treffen hat und die Qual, die dabei auf dem Spiel steht noch umso schwieriger und ebenso schmerzhafter macht. Sie ist aufgewühlt und äußert ihre Zerrissenheit in unvollständigen Sätzen und Interjektion. Daraufhin versucht sie zu gehen, denn sie braucht nun Zeit und Raum für sich selbst, ohne die schlichtenden Reden ihres Geliebten. Doch dieser hält sie fest um ihre Sorge weiter zu ergründen und ihr diese zu nehmen. Luise erwidert, sie hätte all „diese Träume vergessen und war glücklich“ (Z.55), doch nun, da Ferdinand ihr endgültig seine Liebe gestanden und ihr somit die Entscheidung nach ihrem Herzen oder ihrer anerzogenen, stark ausgeprägten Vernunft noch schwerer machte, sei „der Friede [ihres] Lebens […] aus.“ (Z.56). Kurz bevor sie das Geschehen verlässt und Ferdinand allein zurück lässt, gesteht auch sie ihm ihre Gefühle zu ihm, versichert ihm, dass die Sehnsucht nach ihm, in ihr für immer bestehen bleiben wird auch, wenn sich beider Wege trennen sollten. Dann entreißt sie sich ihm und stürzt erregt hinaus. Nun ist der Ausgang der Situation unklar, denn es konnte keine Argumentation zwischen beiden stattfinden, Luise äußerte nur ihre Unentschlossenheit und ihre Ängste und Ferdinand plädierte das gesamte Gespräch über auf die Kraft seiner Liebe. Luise hat sich nun scheinbar von Ferdinand getrennt und er wurde sprachlos, ohne es zu verstehen, zurückgelassen.
Abschließend ist also festzustellen, dass zumal beide von der allumfassenden Liebe ergriffen sind, sie doch unterschiedliche Art und Weisen zu lieben praktizieren, die ihnen nämlich zur zweiten Gefahr werden. Desweiteren ist Luise durch ihren Stand, ihrem dominanten Vater mit seinen klaren Zukunftsplänen für sie und den strikten Moralvorstellungen zu mehr Realitätssinn, als Ferdinand ihn besitzt, gezwungen. Letztendlich finden sich typische Merkmale des Sturm und Drang in diesem Drama an jeder Stelle, ob in Ferdinands Charakter und seinem Auftreten oder in Luises Irritation, denn diese Versinnbildlicht ein weiteres Motto. Dieses Symbol beinhaltet den Fakt, dass, wer in seinem Leben sein Herz als tragende Leitkraft akzeptiert, der muss zwangsläufig mit der Gesellschaft in Konflikt geraten. Schlussendlich kann also die stärkste Liebe zum Scheitern verurteilt werden und das nur durch die Meinung anderer Menschen oder zu großen charakterlichen Unterschieden und kann dadurch zu großer Trauer, Missverständnissen oder sogar dem Tod führen.

Wörter: 1700

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Max Kiefner

Eichendorff - Brecht


Vergleichende Interpretation


Eichendorff – Brecht


Jedes Jahr werden die Natur und alle Lebewesen auf der Erde auf ein Neues von einem Zauber ergriffen. Die Blumen recken ihre Köpfe aus dem Schnee und die Natur erwacht aus ihrem Winterschlaf, alles erstrahlt in einem neuem Glanz. Wie wundervoll die Welt doch ist, wenn man auf einer, vom Tau noch feuchten, Wiese liegt und die ersten Vögel ihre Rückkehr mit sanften Tönen ankündigen. Selbst der Mensch bleibt von diesem Treiben nicht unberührt. Wie neugeboren entdeckt er die Schönheit der Natur wieder und lässt seine Seele für einen kurzen Moment baumeln. Die Schönheit des Frühlings und dessen Wirkung auf die Menschen werden von Joseph von Eichendorff und Bertolt Brecht in ihren Gedichten mit unterschiedlichen Ansichtsweisen geschildert.
Dem Gedicht von Joseph von Eichendorff wurde kein Titel zugewiesen, was schon bei erster Betrachtung keinen Bezug zum Inhalt des Gedichtes preisgibt. Die erste Zeile dient hierbei meist zur Bestimmung des Gedichtes. Bestehend aus drei Strophen mit jeweils vier Versen ist dieses Gedicht eindeutig als Lied klassifizierbar, die Gedichtform lässt auf die Zeit der Romantik zurückschließen. Gebunden ist der Text durch einen umarmenden Reim, darauf folgt ein Kreuzreim und schließlich wieder ein umarmender Reim. Außerdem wird ein vierhebiger Trochäus, Präsens und vorwiegend Zeilenstil verwendet. Eichendorff bedient sich hier einer einfachen Syntax mit einfachen Sätzen und parataktischen Satzkonstruktionen und einer bildhaften prosanahen Sprache.
Das lyrische Ich tritt direkt auf und befindet sich in der Natur an einem wundervollen Frühlingstag.
Eines der ersten Zeichen, welches uns den Frühling ankündigt, sind die Vögel, die aus dem warmen Süden wieder zu uns zurückkehren und genauso leiten in diesem Gedicht die „Vöglein“ (V.1), an dieser Stelle wird ein Dimutiv benutzt, um die spärlichen, zierlichen Vögel bildhaft darzustellen, das Gedicht ein. Als Folgeerscheinung auf die Vögel dienen die „sonn'gen Tage[...]“(V.1), denn das ist für gewöhnlich das Zweite, was auffällt, wenn sich der Frühling nähert. Jetzt wo klar geworden ist, dass sich die nächste Jahreszeit einstellt, weicht das Verlangen, oder die Appetenz nach dem Jahreszeitenwechsel einer enorm starken Freude und somit ist das lyrische Ich dem Frühling vollkommen verfangen. Daraufhin gibt er sich der Natur preis und lässt sich von den blauen „Lüfte[n]“ „verführen“(V.2), wobei zuerst die Verwendung der Farbe auffällt, den das Blau war in der Romantik ein Symbol für die Sehnsucht und auch nach der heutigen Farbenpyschologie wird der Farbe Blau eine gewisse sehnsüchtige Wirkung auf den Betrachter zugewiesen. Dies spielt eine wichtige Rolle, denn am Ende eines langen kalten Winters wünscht man sich sehnsüchtig die Ankunft des Frühlings mit warmen, sonnigen Tagen. Insofern ist die Stellung dieses Verses am Anfang des Gedichtes klar dadurch begründet, dass die Sehnsucht am Anfang eines neuen Frühlings steht, ebenso wie die Ankunft der Vögel. Das lyrische Subjekt ist überwältigt von der Schönheit und äußert den Wunsch, der Natur nah zu sein, sie zu durchdringen, über sie zu gleiten um jedes Detail zu sehen. Es wünscht sich also „Flügel“(V.3) um „[ü]ber Berg und Wald“(V.4) zu fliegen. Denn, wenn man wahrer Schönheit begegnet, dann möchte man sie in ihrer Vollkommenheit genießen und dabei darf einem nichts entgehen. Die Wahrnehmung des Frühlings vollzieht sich hier sehr sinnlich und auch unmittelbar in dem Moment, des Geschehens. Als nächstes erfährt das Gedicht einen kurzen Rednerwechsel, denn aus dem vorherigen Monolog des lyrischen Ichs wird nun ein Dialog. Das lyrische Subjekt wird von dem Frühling angesprochen wobei der Ausdruckskraft eine Verstärkung widerfährt mit der Interjektion „Ach!“(V.5). Die Natur wird nun durch die Personifizierung leibhaftig gemacht und spricht mithilfe des Vogelgesanges in beschwörendem Ton zum lyrischen Ich. Wie die Sirenen in der griechischen Mythologie wird der lyrische Sprecher durch „Töne“ und auch durch „Farben“(V.7), welche gemeinsam eine Synästhesie bilden, dazu bewegt, sich voll und ganz der Natur hinzugeben.
Dann schließlich, nach einer kurzen Zäsur durch den Übergang zur nächsten Strophe, gelingt es der Natur letztendlich den lyrischen Sprecher zu überreden. Er spricht die sanfte Natur, hier dargestellt durch die zierlichen Vögel, die wieder mit dem Dimutiv „Vöglein“ betitelt werden, an und versichert ihnen mit dem „Zagen“ (V.9) aufzuhören, dies wird klar verstärkt durch die Elosion „lass' “ in dem Exklamativsatz „[...] ja, ich lass' das Zagen !“(V.9).
Damit liefert sich das lyrische Ich endgültig einem Auflösungsprozess aus, der im Verlaufe des Gedichtes beim Betrachten der Natur und beim Eintauchen in die Schönheit an Intensität zunimmt.
Durch die Hingabe zu der Natur begann der Prozess der Aufgabe der eigenen Identität und dieser Vorgang, stellt die Bedrohung dar, die dem lyrischen Ich entgegen steht. Die Bedrohung, des endgültigen Verlustes seiner Selbst in der Natur. Somit hat das gesamte positiv geschilderte Äußere der Natur einen bitteren und gefährlichen Nebeneffekt, den das lyrische Subjekt, durch mangelnde Reflektion über sein Handeln, nicht zu bemerken scheint. An dieser Stelle stellt sich mir die Frage, ob Eichendorff hier vor der vollkommenen Hingabe zur Natur warnt und ob dies der Kern seines Gedichtes ist, welches, anscheinend durch den fehlenden Titel, gerade auf mich so wirkt, als ob es die These des Gedichtes verstecken soll. Anschließend wird ein sprachliches Bild benutzt und dieses klingt nach der sogenannten „Ruhe vor dem Sturm“, denn auf diese kraftvolle Preisgebung seiner Selbst folgen „Winde [,die] sanft die Segel rühren“(V.10). Dies erzeugt ein Gefühl von Misstrauen und Erwartungen in mir und man fragt sich, ob der lyrische Sprecher diese eigenartige Stille nicht auch bemerkt. Aber im nächsten Vers wird klar, warum dies eben nicht der Fall ist, denn das lyrische Ich lässt sich „entführen“(V.11). An diesem Punkt möchte ich auf den zweiten Vers rückschließen , in dem die Passivität ausgedrückt wurde, dadurch dass es sich „verführen“ ließ und nun, da es sich so sehr in dem Bann befindet, sich „entführen“ lässt, was eine Aktivität bedeutet. Also vollzog sich im Verlauf des Gedichtes hier eine Wandlung und das ist der Beweis, dafür, dass sich das lyrische Subjekt vollkommen in der Schönheit der Natur verloren hat.
Schließlich fällt dem lyrischen Ich noch auf, dass es gar nicht weiß wohin ihn diese Reise führt, dass es nicht weiß auf was es sich hier eingelassen hat indem es fragt „Ach! wohin?“ (V.12), aber dieser Gedanke wird unverzüglich mit der Negation „mag ich nicht fragen.“(V.12) widerrufen.
Bleibt letztendlich die Frage offen, was passiert mit dem lyrischen Subjekt nun, da es vollkommen die eigene Identität in der Schönheit der Natur verloren hat und sich ohne zu fragen von ihr tragen lässt?
Eine vollkommen andere Sichtweise über den Frühling und seine Wirkung auf den Menschen wird von Bertolt Brecht geschildert.
In dem zweiten Gedicht “Über das Frühjahr” welches 1928 von Bertholt Brecht verfasst wurde und damit der Nachexpressionistischen Moderne zuzuordnen ist, wird die Natur von einem anderen Standpunkt aus betrachtet. Hierbei ist keine traditionelle Gedicht- und Reimform und auch kein regelmäßiges Metrum zu erkennen.
Das Gedicht besteht aus einer Strophe mit 22 Versen, die mit überwiegend Enjambements und dabei oft verwendetem Hakenstil gebunden ist. Die Zeitform wird von Brecht bewusst gewechselt um bestimmte Positionen zu symbolisieren von Präteritum über Futur und schließlich Präsens.
Verwendung findet hier eine sachliche, prosanahe Sprache und eine relativ einfache Syntax mit einfachen Sätzen und hypotaktischen Satzkonstruktionen.
Das lyrische Subjekt tritt auch hier direkt auf, diesmal aber als impliziertes lyrisches Ich, insofern, dass es sich als ein Teil der Menschheit darstellt.
Die Sprachliche Gestaltung dieses Gedichtes erinnert an eine Erzählung aus früheren Tagen, ist also sehr prosanah und besteht aus einer expositorischen Sprechweise. Dies unterstreicht der märchenähnliche Anfang des Gedichtes „Lange bevor“(V.1), welcher, durch seine alleinige Stellung im ersten Vers, meine Aufmerksamkeit weckte. Nun sollte klar sein, dass die folgende Situationsschilderung sich auf Vergangenes bezieht und genauso folgt es, zunächst in einer Einleitung von Vers zwei bis Vers vier. In den nächsten Versen ist vom „Wir“(V.2) die Rede, die Syntax ist in zwei Sinneinheiten geteilt, worauf ich beim Wechsel der Perspektiven noch zu sprechen kommen werde. Es wird eine Zeit beschrieben noch bevor die Menschen mit der zunehmenden Exploitation der Natur begonnen hatten und sich „auf Erdöl, Eisen und Ammoniak [stürzten]“(V.2). Somit wird schon die Kritik die hier an der Menschheit ausgeübt wird deutlich und wird verstärkt mithilfe des expressionistischen Verbs „stürzten“, welches im Prinzip die unerschöpfliche und grenzenlose Gier des Menschen darstellt, der noch nicht einmal vor seinen eigenen Wurzeln, der Natur, halt macht. In dieser Vergangenheit gab es „in jedem Jahr | [eine] Zeit der unaufhaltsam und heftig grünenden Bäume“(V.3f), also einen Frühling, dessen Schönheit hier sehr deutlich zum Ausdruck gebracht werden soll mithilfe von Verstärkungen wie „heftig“ und „unaufhaltsam“(V.4). Auffallend ist hierbei auch die Form, insofern, dass die zwei hervorgehobenen Aussagen in zwei besonders langen Versen stehen. Syntaktisch sind sie somit verbunden und es wird klar, dass in beiden Aspekte der Natur genannt werden, deren fortwährende Existenz, durch die Menschen, gefährdet wird. Das lyrische Ich verdeutlicht nun an Beispielen, wie „Wir alle“(V.5) im Sinne eigener Erinnerungen und, wie andere Menschen „lesen wir in Büchern“(V.10) den Frühling mit seiner Schönheit erlebt haben. An dieser Stelle wird eins klar, das hier existierende lyrische Subjekt ist gänzlich vom Frühling abgeschieden, wohingegen bei Eichendorff der lyrische Sprecher direkt in die Natur involviert ist und das gesamte Geschehen unmittelbar, direkt und sinnlich wahrnimmt.
Die Distanz zwischen Mensch und Natur, bei Brecht, wird durch die Irreversibilität des jetzigen Zustandes sehr deutlich, das bedeutet, egal was passiert, der geschilderte schöne Zustand der Vergangenheit ist unwiederbringlich verloren und das bringt eine gewisse Melancholie mit sich.
Es folgt also eine Aufzählung von Naturbildern und der Versicherung, dass der Frühling zu jener Zeit „gewiß“ kam, also das es keine Zweifel an der Ankunft des Frühlings gab.
Da stellt sich die Frage, ob es denn in dem momentanen Zustand des lyrischen Sprechers Zweifel gäbe.
Diese Frage wird direkt beantwortet, damit, dass der Frühling, mit seinen „Schwärmen der Vögel“(V.14) „schon lange Nicht mehr gesichtet worden [...]“(V.12f) sei. Es scheint also, dass der Frühling entweder verloren gegangen ist, sich verändert hat oder einfach nicht mehr sichtbar ist für die Menschen, weil sie sich verändert haben.
Ab diesem Punkt ändert sich die vorhin beschriebene Perspektive, insofern, dass nun die Rede vom „Volk“(V.16) ist, statt dem „Wir“. Dies bedeutet, dass der lyrische Sprecher sich im folgenden bewusst von dem Beschriebenen distanziert. Daraus ist möglicherweise eine pejorative Konnotation des „Volk[es]“ zu erschließen, da man oft, sobald man von etwas in negativer Weise redet und sich nicht miteinbezieht, kollektiviert. An dieser Stelle wird die Distanz vom Menschen zur Natur bildhaft dargestellt, denn die Menschen „sitzen[...] in Eisenbahnen“(V.15), scheinbar untätig und die Natur spielt sich mit „Stürmen“(V.20), „in großer Höhe“ (V.19) ab. Die einzige Berührung mit der Natur findet hier durch die „Antennen“ (V.22) auf den Dächern der Häuser mit dem darüber wütenden Sturm statt, wohingegen bei Eichendorff die Berührung mit der Natur viel intensiver und direkter abläuft. Die „Antennen“ symbolisieren hierbei die allgegenwärtige Informationsflut von Nachrichten, die das sinnliche Erleben der Natur unmöglich macht. Außerdem wird das Symbol der „Ebenen“ (V.17) benutzt, welches diese Distanz versinnbildlicht, da Ebenen immer Teil eines neuen Ganzen darstellen, das nicht mit dem alten in Berührung steht. Weiterhin sind hier die Veränderungen in der Natur zu betrachten, diese werden im ersten Gedicht unmittelbar und im zweiten nur noch beiläufig durch „Antennen“ wahrgenommen. Also ist die Verbindung zur Natur sehr instabil und gering vorhanden, denn Antennen sind sehr dünn und leicht zu verbiegen. Eher störend für die eigentlichen wichtigen Veränderungen ist dieser Wald dicht an dicht stehender Antennen, die ursprünglich den Zweck hatten eben so viele Informationen wie möglich kundzugeben. Ein weiteren Unterschied zwischen den beiden Gedichten bildet das lyrische Subjekt, welches bei Eichendorff aktiv auftritt und bei Brecht hingegen passiv über das Geschehen sieht.
Schließlich wird klar, dass beide Dichter hier deutlich Kritik an der Gesellschaft üben und der Unterschied besteht darin, dass Brecht seine Meinung direkt verlauten lässt, denn das lyrische Subjekt nimmt gänzlich die Rolle des Kritikers ein, wohingegen Eichendorff es dem Leser selbst überlässt die endgültigen Handlungen und Haltungen des lyrischen Ichs zu bewerten und somit eine indirekte Kritik, ein Appell, an das Einschätzungsvermögen des Menschen ausübt.






Wörter: 2015
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Max Kiefner

Dienstag, 18. Mai 2010

"Der Schrei" 02/2010



Adaption des Werkes "Der Schrei" von Edward Munch.

"Born in the wrong universe"
Enthält eine verängstige Glühbirne in einer vollkommen falschen Welt voller Hämmer. Boden mit Holzdielen, Geländer ersetzt durch Käbel, Menschen ersetzt durch Hämmer. Alles versehen durch Schwarz-weiße Straffuren.
Material: Verschiedene Fineliner, Kohle

Der Seiltänzer 05/2010

Freitag, 19. Februar 2010

Woher nimmt er nur diese Arschruhe...?

- Besonnenheit. -



Primär habe ich diesen Blogg erstellt um Menschen die Möglichkeit zu bieten zu verstehen, was mich bewegt, was mich zu dem macht, dass ich heute bin.
Und genau zu dem möchte ich heute mal wieder zurückkehren.

Einschub: Ihr werdet bemerkt haben, dass ich die Idee, jeden 08ten des Monats an dem sich mein Blogg jubeliert einen Post zu schreiben, längst gestorben ist. Es tut mir leid, aber ich musste schnell feststellen, dass ich euch damit nur irgendwann sinnlosen Müll vor die Mäuler werfe. Deshalb habe ich beschlossen, Posts zu schreiben über Themen, über die ich gerade eben schreiben möchte und sie dann zu veröffentlichen, wenn sie (nach Blizzard-Maniere) eben "fertig" sind.

Ich mag es überhaupt nicht, wenn Menschen aufgrund gemeinsamer Erfahrungen wie auch immer, vollkommen davon überzeugt sind zu wissen, wie du "tickst".
Denn wenn irgendjemand etwas über mich wissen will und sich denkt: "Hey ich frag mal einen seiner Freunde, die müssen ja am besten wissen wie er in solchen Fallen handelt oder wie er so ist."
Und wenn dann Pseudo-Wissen in Umlauf kommt und weil der Freund es ja gesagt hat muss es ja stimmen, auch wenn die Person um die es geht selbst es abstreitet.
Wenn also jemand mich oder jemand anderen einschätzen möchte, dann fragt ihn selbst. Wenn ihr denkt er antwortet nicht ehrlich, dann lasst ihn spüren, dass ihr es ernst meint und lasst ihm Zeit darüber zu reflektieren.
In meinem Fall : "Fraget mich oder lest meinen Blogg, da schreib ich sowieso alles rein, worüber ich nach langem 'mit-mir-selbst-diskutieren' zu dem Punkt gekommen bin.

Heute war also mal wieder einer der Tage, an denen ich viel diskutiert habe auf dem Nachhauseweg, weil ich im Psychologie-Unterricht (und man muss ja oft sowas mal machen) Dinge aufschreiben sollte die mich auszeichnen. Und da tue ich mir jedes mal sowas von schwer.
Auf jeden Fall, habe ich jetzt endlich einen großen Eckpfeiler meiner Selbst entstaubt, der der Ursprung für meine ganze Stress-und Streitallergie (:P) und meine besondere innere Ruhe ist.

Besonnenheit.

Denn was mir am aller-allerwichtigsten an mir ist, ist die Beständigkeit und Zurechnungsfähigkeit, daraus resultierend, dass ich immer darauf bedacht bin einen "kühlen Kopf" zu haben.
Alles was Stress bedeutet, oder Anstrengung, schnelles Handeln oder auch einen Streit, gehe ich nie in Rage an. In jedem Fall, egal wie dringlich etwas ist und wie schnell ich etwas machen muss, ich versuche immer Herr über meine Gedanken zu sein und habe das in den bisherigen Jahren meines Lebens unbewusst perfektioniert. Schön dabei ist, dass ich bei einem Streit egal wie emotional ergreifend oder wie hitzig er ist, nie in einen Zustand verfalle in dem Ich alles was ich sage nicht mehr ernst meine. Das lässt mich doch wenigstens einschätzbar bleiben. Schön ist außerdem, dass ich vor Dingen die mir Angst machen oder wo ich nervös bin, immer die Kraft habe mich selbst zu beruhigen.
Schlecht ist jedoch, dass viele Menschen diese Gabe (ich sage Gabe, weil ich wirklich froh bin Besonnenheit zu einem meiner Stärksten Attribute zählen zu können.)...
PS: Wenn euch das langsam nervt und ihr denkt: "Der schleimt sich doch nur selber voll", dann wartet bitte bis ich mit der Abhandlung meiner Stärken fertig bin und anfange über meine Schwächen zu schreiben.
 ...nicht zu schätzen wissen. Weil manche brauchen einfach den Stress und auch den nicht ernst gemeinten Streit und manche denken, ich wäre einfach nur lahmtutig. Das finde ich wirklich schade, weil mir dieser Punkt an mir selbst wirklich wichtig ist und ich, hingegen allen Erwartungen, auch schnell und direkt Handeln kann, wenn es denn von Nöten ist. Ich finde manche sollten sich lieber andersherum manchmal fragen, ob der Stress, den sie sich gerade machen, wirklich nötig ist, oder ob man genauso gut oder vielleicht effektiver arbeiten könnte, wenn man einfach mal einen "kühlen Kopf" dabei behält.


Ich hoffe wie immer ihr versteht was ich meine.

So, warum erzähle ich euch das?

Ich möchte, all die Dinge, die ich nach selbstständiger Reflektion über meiner Selbst herausgefunden habe, euch mitteilen, damit ihr sie zum einen respektiert und mich somit endlich besser einschätzen könnt.
Weil dieser eine Punkt der Besonnenheit zum Beispiel prägte mein Leben bis jetzt enorm und prägt jeden Tag meine Handlungen, Gedanken und auch Reaktionen. Ich finde, dies ist notwendig um zu verstehen, warum ich mich wie verhalte.


Dankesehr.

mit freundlichen Grüßen

eure Kiwi.


PS: Wenn euch das nicht interessiert, dann lest es nicht, sucht andere Websites auf, aber dann maßt euch ja nicht an, mich irgendwann einmal bewerten oder einschätzen zu können.